Die „Schiltacher Steige“.
War ihr Verlauf anders als
wie bisher angenommen?
Inhaltsverzeichnis
1 Problem
„Schiltacher Steige“ wurde der schwierigste Abschnitt der mittelalterlichen West-Ost-Verbindung durch das Kinzigtal von Offenburg bis nach Rottweil genannt. Östlich von Schiltach musste dabei innerhalb weniger Kilometer ein Höhenunterschied von 400 Metern überwunden werden. Bisher war man davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Verlauf dieser Steigstraße dem heutigen zum Zollhaus hinauf entspricht. Zwei Fragen lässt diese These jedoch offen. Wieso gibt es auf der Höhe einen Flurnamen „Auf der Staig“, obwohl der Endpunkt der heutigen Straße über 500 Meter entfernt liegt? Und wieso führte eine teckische und später württembergische Straße über fürstenbergisches Territorium? Oder war ihr Verlauf anders als bisher angenommen? Antwort auf diese Fragen gibt das Lagerbuch 1591 von Lehengericht.
2 Historische Zusammenhänge
Schon zur Zeit der Römer wurde unter Kaiser Flavius Vespanianus 73 n.
Chr. eine Straße vom Legationslager Argentorate (Straßburg) durch das
Kinzigtal nach Rottweil (Arae Flaviae) gebaut. Diese führte über das
Kaibachtal hinauf zum Brandsteig, wo eine römische Station bestand,
bevor sie zum Kastell Waldmössingen weiterführte. Diese Römerstraße
wurde bis zum Ansturm der Alemannen gegen den Limes um 235
militärisch genutzt. Nach dem Verlust der rechtsrheinischen Gebiete für das
römische Reich nach 260 verlor die Kinzigtalstraße ihre Bedeutung. Sie
geriet wohl in dem kaum besiedelten Gebirgstal in Vergessenheit und
zerfiel.1
Unter den Karolingern erlangte das Kinzigtal als Verkehrsweg wieder Bedeutung.
So zogen durch das Tal 873 Ludwig der Deutsche von Metz über Straßburg nach
Regensburg2
und 929 Heinrich I. von Straßburg zu den Klöstern Reichenau und St.
Gallen3 . 1035/36
und 1041 verbinden die Itinerare Konrads II. bzw. Heinrichs III. ebenfalls Straßburg mit Ulm
und Regensburg4 .
Wegen der am oberen Neckar befindlichen Königsgüter in Epfendorf, Seedorf, Oberndorf
und Rottweil bestand obendrein ein altes Interesse des Königtums an der Kinzigtalstraße.
5 1205
reiste auch König Philipp von Schwaben von Hagenau über Rottweil nach Ulm.
Wohl ist davon auszugehen, dass er dabei gleichfalls den Weg durchs Kinzigtal
nahm. 6
Die mittelalterliche Erschließung der Schiltacher Region erfolgte im 11. und 12.
Jahrhundert von Osten aus dem Altsiedelland im oberen Neckarraum über die
Sulgener Platte. Herrschaftlich getragen wurden diese Siedlungsvorgänge durch die
Zähringer,7 ,
deren Interesse an einer West-Ost-Verbindung wohl darin bestand, ihre Besitztümer
östlich und westlich des Schwarzwaldes miteinander zu verbinden und damit
„den Schwarzwald zu einem zähringisch beherrschten Gebiet zu machen“.
8 Die
Zähringer begannen schon sehr früh eine moderne und zukunftsträchtige
Territorialpolitik zu betreiben, indem sie versuchten, ein zusammenhängendes
Herrschaftsgebiet zu schaffen. Sie vereinigten nicht nur alle Grafschafts- und
Vogteirechte, sondern förderten die Besiedelung durch Burgen- und Städtebau und
erlangten die Kontrolle über die Schwarzwaldquerstraßen. Mögliche Endpunkte in
Zähringerbesitz waren wohl die ‚villa Rotwilo‘ (um 1100) und das „castrum Offinburc“
(1148).9
Ausgehend von dem unter Zähringer Vogtgewalt stehenden Rottweiler
Königsgutbezirk wurde v. a. unter Herzog Konrad schließlich die Wald- und
Tallandschaft ins Kinzigtal hinein erschlossen.
Die Reichsabtei St. Gallen besaß am oberen Neckar etliche Besitzungen, u.a. auch
die Mönchs„Celle“, das heutige Schenkenzell. Nachdem die Zähringer die Vogtei
über diese Güter erlangt hatten, wurden deren Besitzer in der Umgebung
von Schiltach mit „Hugo de castello Cella“ um 1128 zum ersten Mal
erwähnt.10
An der heutigen Steigstraße wurde um oder vor der Mitte des 12. Jahrhunderts auf
dem Schlößleberg die „Willenburg“ erbaut, deren wahrer Name zu jener Zeit bis heute
unbekannt ist.11
Zu diesem Zeitpunkt bestand noch keine Stadt und keine Burg Schiltach. Ob die
Rottweiler Straße damals schon vom römischen Verlauf abwich oder mit dem Bau
der Willenburg von der Brandsteigtrasse in die unmittelbare Nähe der Burg
gelegt wurde, um die Straße besser kontrollieren zu können, ist ebenfalls nicht
bekannt.
Mit dem Ende der Zähringer nach dem Tod von Berthold V 1218, übernahm
Kaiser Friedrich II die Kontrolle über das Kinzig- und Gutachtal, verlor sie
jedoch im Folge seiner Absetzung als Kaiser um 1245. Seine Nachfolge im
Kinzigtal traten die Grafen von Freiburg und später von Fürstenberg an, die
über eine Tochterlinie als eine der Erben der Zähringer gelten. Bereits
1234 hatte Graf Egino II von Urach als Vater der Freiburger Grafen
das Bergregal im oberen Kinzigtal und damit die Kontrolle über die
Schenkenzeller Region und das Gebiet rechts der Kinzig vom Kaisersohn und
König Heinrich VII erhalten. Ab 1244 ist mit dem Schenk „deCelle“
ein gräflich-freiburgischer Ministeriale nachweisbar. Die Schenkenburg
gelangte 1301 durch Heinrich von Veldenz in die Hände der Herren von
Geroldseck12
und später zum Fürstentum Fürstenberg.
Das Erbe der Zähringer im Gebiet um Oberndorf, Rosenfeld, den Rottweiler
Königshof und dem Schiltachtal jedoch traten die Herzöge von Teck an, die sich
mit Adalbert I von Teck schon 1187 abgespalten hatten. Sie übernahmen das
Schenkenlehen des Klosters St. Gallen mit seinen Besitzungen um Oberndorf und
erbauten die Burg Waseneck um 1220. Die Herrschaft Ludwig II stellt den
Höhepunkt der teckischen Herrschaft in dieser Region dar. Er muss ein bedeutender
Territorialpolitiker gewesen sein. In seine Zeit fallen die Städtegründungen von
Oberndorf, Rosenfeld sowie der Bau der Burg Schilteck mittels Tecker
Lehensleuten.13
Um 1250 gründete er am Zusammenfluss von Schiltach- und Kinzig die Burg-Stadt-Anlage
Schiltach.14
Spätestens unter ihm wurde die Rottweiler Straße weg vom Kaibach über den
Brandsteig und hin zum Steilanstieg über den Schiltacher Marktplatz verlegt.
Für die damalige Zeit war dies eine vorausschauende Leistung, denn die junge
Stadt wurde zum Versorgungs- und Umspannort vor dem mühseligen Anstieg
über die Steigstraße. Kontrolle und Zoll oblagen dem Herrscher der Schiltacher
Burg. Damit war die erstrebte Territorialbildung am oberen Neckar- und
Kinzigtal vollendet.
Die Macht der Tecker aber verblasste schon bald wieder und durch
zunehmenden Ausverkauf der Teckischen Güter gelangte Schiltach
über die Urslinger 1381 an die Grafen von Württemberg. Die alte
Willenburg war 1491 und 1591 nur noch als Grenzpunkt zwischen dem
württembergischen Schiltach und dem fürstenbergischen Schenkenzell
nachweisbar.15
3 Die Steigstraße
Die Straße durch das Kinzigtal wird bereits 1333, bei der Festlegung eines Landfriedens
genannt („... das Kintzental uf, einhalb untz gen schiltache, von dannan die richtigen
Rotwilr...“)16 ,
1386 wird die „Schiltacher steige“
erwähnt.17 1528 wird sie
„Rottwe¨yler Straße“ genannt,18
später einfach „Staigstraße“.
Der Begriff „Staig“ kommt im Zusammenhang mit verschiedenen Gütern vor.
Man unterschied die „Schiltacher Staig“ auf Schiltacher Gemarkung im
Gegensatz zur weiter oben folgenden „Schenkenzeller Staig“ auf Schenkenzeller
Gemarkung.
Das Schiltacher „An der Staig“, später auch „auf der Staig“
19
liegt auf der Obergrenze des Grundgebirges im mittleren Rotliegenden - ein
Zwischenplateau, auf dem sich die Höfe befinden - an der heutigen Steigstraße bei
der Abzweigung zum Schwenkenhof. Das Schenkenzeller „Auf der Staig“ befindet
sich nördlich der Willenburg ca. 500 Meter aufwärts an der jetzigen Straße im
Wald. Ebenso gibt es noch ein „Auf der Staig“ südlich der Breitreute, in den
Kirchenbüchern ab 1679 unter dem Namen Frick als Taglöhnerhäuschen
erwähnt.
„Die zween Höf an der Staig, so dieser Zeit Tebus Dieterlen und Jakob Dieterlen innhaben und
besitzen“ (1557)20
bezogen sich auf den Brandstaiger Hof am Ausgang des
Kaibachs,21
der 1678 an Schiltach kam. Dieser lag an der alten römischen
Steig und hat mit der beschriebenen Steigstraße nichts zu
tun.22
Die Rottweiler Straße begann am Marktplatz in Schiltach. Hier befand sich
alles, was zur Versorgung Reisender notwendig war, Gasthäuser, Schmieden,
Metzger, ein Wagner, ein Schuhmacher. Die „gemeine Gass“ führte zum oberen
Tor hinaus und stieg steil am Schloßberg hinauf. Am steilsten Stück bog sie um
den Schroffen (wo heute das Heldenkreuz steht) herum nach rechts ins
Schiltachtal und zog dann in weitem Bogen südlich um den Simonskapf herum.
Nach kurzer ebener Verschnaufpause, nun wieder im Kinzigtal kletterte sie
nördlich des Martinsgrundes am Hang zur Kinzig zu durch den Wald auf die
Ebene, wo Schwenkenhof und Höfenhof liegen, bis sie das Gebiet „Auf der Staig“
am westliche Fuße der Schlößleberges, auf dem die Willenburg lag, erreichte.
Bis dahin ist ihr ehemaliger Verlauf gesichert und identisch mit dem
heutigen.
Bisher ist man davon ausgegangen, dass die Straße nun – wie heute auch –
nördlich der Willenburg an der „Schenkenzeller Staig“ und nördlich des
Staufenkopfes entlang führte, um kurz vor dem Zollhaus nochmals mit steilem
Anstieg die Hochebene zu erreichen. Großplattiges Pflaster im Bereich der
Willenburg zeugten vor der Teerung der Straße von jahrhundertewährender
Nutzung, und so galt es als selbstverständlich, diese Streckenführung auch als
ursprünglich anzunehmen. Vor der Willenburg wäre damit die Staig von der
Schiltacher Gemarkung in die Schenkenzeller gewechselt, vom teckischen und
später württembergischen Herrschaftsbereichs in den geroldseckischen und später
fürstenbergischen, ohne dass es irgendwo Hinweise auf Zollerhebungen in
Urkunden gibt. Nach dem Studium des Lagerbuches 1591 von Lehengericht muss
die bis heute vertretene Meinung über den Verlauf der Straße jedoch verworfen
werden.
Im Lagerbuch 1591 werden die Grenzen der Lehengerichter Höfe beschrieben.
So findet sich in den Aufzeichnungen der benachbarten Höfe Schwenkenhof,
damals „vorderer Hof“ oder „Mönchsgut“ genannt, und Höfenhof, damals „der
hintere Hof“, jeweils ein Hinweis auf die „Rotwe¨yler Straße“, die für einen
Teilabschnitt als Grenzlinie zwischen beiden Höfen diente. Beide Höfe lagen mit
ihrer gesamten Ausdehnung auf württembergischen Boden. Eine Straße als
gemeinsame Grenze konnte somit auch nur auf württembergischen Gebiet gelegen
sein und damit südlich der Willenburg und nicht nördlich wie bisher
angenommen.
„Anfahende vnden im Bainbach, An Gall Hetzels Hoffguht (Anm. Schwenkenhof) im Bainbach hinvf, Biss vff den Ersten Stein, der Gall Hetzels Langwiß vnd diß Hoffs (Anm. Höfenhof) Strutwiß scheidet, dan Außen am Holtzpronners Waldt hinauf Biss an ein Alts Käppelein, dann ein klein weil in der Rotwe¨yler Straßen hinauß vndt ab der Straßen, Aber Außen zu Diß Hoffs obern Waldt hinuff bis zu ein Aichhalder Allmandt, so ein Ackerfeldt ist, da Gall Hetzel dahinden bleibt...“ 23
Im Lagerbuch steht ein Nachtrag vom 23. Aug. 1700, in dem der Verlauf bis zur Kapelle präzisiert wird24 . (nach „Holtzpronners Waldt“:)
„in 2⋅3⋅4⋅5⋅6 Stein so vnder dem New Reittein Weg stehet, von dar hin auf in einen Weiß dannen Lachenbaum Mit einem Creitz bezeichnet, ferner hinauf in die alte Straß in 8 Stein worauf ein Hackhen gehauen, von dar durch dass Hohlgeßle (Anm.: zweigt nach links ab), dem Steig nach hin, auch in 9⋅10 Stein, ferner gegen der rechten Hand hinauf 11⋅12 vnd 13 Stein so in der alten Staßen stehet, vnd anjetzo disen, und den Rohrbacher Hof scheidet [...] hinauf Biss an ein Altes Käppelein“
Erkundet man vor Ort die alten Grenzen zwischen beiden Höfen, die sich bis
heute nicht geändert haben, ist es nicht sehr schwer, den gemeinsamen
Grenzverlauf entlang der „Rotwe¨yler Straße“ zu finden und damit auch die
Straße selbst. Was für die Anwohner bisher nur althergebrachte Überlieferung
war, dass nämlich dieser Weg, im Volksmund „durch den hintern Ofen“ genannt,
als Straße genutzt wurde, kann nun als gesichert gelten. Überreste des
beschriebenen „Käppelein“ lassen sich dagegen leider ohne Grabung
nicht mehr entdecken. Auch sein ehemaliger Standort ist nicht exakt zu
fixieren. Ist jedoch erst mal die Straße gefunden, kann man deren Verlauf
leicht einer Gemarkungskarte um 1900 entnehmen. Darin ist nur ein Weg
eingezeichnet, der von dem unteren „Auf der Staig“ zum oberen „Auf der
Staig“ führt. Auch topographisch kommt keine andere Alternative in
Betracht.
Vor der Willenburg zweigt von der heutigen Steigstraße nach rechts ein neu
erbauter Waldweg (siehe Abb. 6 auf Seite 26 und 8 auf Seite 32) ab, der die
alte Straße unwiderruflich zerstört hat. Diese zog leicht ansteigend südlich um die
Willenburg herum. Der Verlauf um den nächsten Hügel ist etwas ungewiss. Am
südlichen Ende des Schlössleberges beginnt ein Steilanstieg hinauf durch
„Hinterm Ofen“. Der untere Teil (siehe Abb. 12 auf Seite 44) wurde vermutlich
in späterer Zeit als Holzries benutzt und ist auch durch das Wasser inzwischen so
tief ausgewaschen, so dass ältere Hinweise auf eine Straße nicht mehr zu erkennen
sind. Wahrscheinlicher ist aber ein Verlauf nordwärts um den nächsten Hügel
herum, der durch eine Art künstliche Schlucht kurz vor der hangseitigen Trasse
führt.25
Bei dieser Variante hätte man eine sehr gute Kontrolle über die Straße
gehabt.
Nach dem man die Grenze zwischen Schwenken- und Höfenhof passiert hat,
findet man jedoch eindeutige Hinweise auf eine mittelalterliche Straße. Der Weg
ist mit Steinplatten ausgelegt, die hin und wieder Spuren von eingegrabenen
Wagenrädern aufweisen. An einer Stelle lässt sich das sogar parallel feststellen.
(siehe Abb. 16 auf Seite 56) Es ist beeindruckend, sich mit etwas Phantasie
vorzustellen, wie vor ca. 500 Jahren hier Fuhrleute unter Schreien und
Peitschenschlagen die geschundenen Tiere antrieben, die Karren durch diese steile
Hohlgasse zu ziehen. Es muss für beide eine Tortur gewesen sein. So ist es nicht
verwunderlich, dass der flachere Abschnitt eine Erholung darstellte. Der
Flurnamen „im ebenen Wäldle“ bekommt dadurch einen Sinn. Hier biegt
die alte Straße nach links ab und führt ziemlich eben hinaus „Auf die
Staig“ südlich der Breitreute. An der Stelle, wo von links das abkürzende
Hohlgässchen heraufzieht und auf diese Straße traf, muss die Kapelle gestanden
sein.
In einer Karte von 1592 von Georg Gadner „Schiltacher Vorst“ ist die „capel“ südlich der Willenburg in der „Varenhalden“ oberhalb „zu den houen“ (Anm. Höfen) eingezeichnet26 . In dieser Karte, die aber geographisch ungenau ist, steht das Zollhaus zwischen „Vorder-“ und „hinder Aichhalden’“. Aus dem Jahre 1609 existiert eine Karte von Johannes Öttinger, in der sowohl die alte wie die neue Rottweiler Straße eingezeichnet ist. 27 Die alte Straße führt nach Aichhalden, der weitere Verlauf ist unbekannt.
Hier wie im „Mathematischen Grundriß der Gräffl. Fürstenbergischen
Herrschaft im Kintzgerthal“ von Johann Jacob Mentzger von 1655 ist das
„Zollhauß“ an seinem bekannten Standort bereits korrekt eingezeichnet. Zu
diesem Zeitpunkt könnte sich der Verlauf der Rottweiler Straße bereits geändert
haben. In den Lagerbüchern ist nicht zu finden, wann die jetzige Steigstraße
erbaut worden ist. In dem Nachtrag vom 23.08.1700 im Lagerbuch von 1591 wird
die „Rotwe¨yler Straße“ nur noch als „Alte Straß“ bezeichnet, dürfte damit zu
diesem Zeitpunkt als Steigstraße ausgedient haben.
4 Zusammenfassung
Die Steigstraße geht entweder auf die Herzöge von Zähringen, die mit einer Ost-West-Verbindung durch das Kinzigtal ihre Herrschaft im Schwarzwald ausbauen und sichern wollten, oder auf ihre lokalen Nachfolger, die Herzöge von Teck, zurück, die Burg und die Stadt Schiltach gründeten und die Straße zu einer wichtigen Verkehrsader nach Rottweil ausbauten. Durch die Beschreibung im Lagerbuch 1591 kann eindeutig der Verlauf der alten „Rotwe¨yler Straße“ zu jener Zeit identifiziert werden. Sie führte südlich um die Willenburg herum und entsprach damit nicht der späteren und heutigen Streckenführung. Zu erforschen bleibt, ab wann und wie lange diese Straße benutzt wurde. Es ist bis heute nicht bekannt, wann das Zollhaus am Ende der jetzigen Steig in Benutzung genommen wurde. Es gibt nun keinen Erklärungsnotstand mehr, wieso diese Steigstraße nach der Aufteilung der Zähringer Güter über fremdes Territorium führte. Über die gesamte Steigung verlief sie über zähringisches bzw. teckisches und später württembergisches Gebiet. Überreste der alten Straße durch das Kinzigtal sind im Bereich der Steige oberhalb der Willenburg noch vorhanden und stellen ein einzigartiges kulturhistorisches Zeugnis mittelalterlicher Straßenbauweise dar. Da der historische Wert bis zum heutigen Zeitpunkt nur wenig bekannt ist und die Schiltacher Steige wie alle alten Straßen nicht dem Denkmalschutz unterliegt, droht ein möglicher Bau weiterer Waldwege, die dieses Dokument auf immer zerstören würden. Die ehemals strategisch wichtige Ost-West-Verbindung durch den Schwarzwald würde dann endgültig der Vergangenheit angehören.
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